Was sind FTS-Fahrzeuge?

Fahrerlose Transportsysteme (FTS) bestehen in der Regel aus einer Flotte von Fahrzeugen, die über eine Leitsteuerung überwacht und orchestriert werden. Die einzelnen Vehikel dieser Flotten bezeichnet man als fahrerlose Transportfahrzeuge (FTF). Solche Fahrzeuge sind heute aus vielen Bereichen der Logistik und Produktion nicht mehr wegzudenken.

Wo werden FTS-Fahrzeuge eingesetzt?

Der Einsatz von FTS-Fahrzeugen ist heute bereits in vielen Bereichen fest etabliert und gewinnt immer mehr an Relevanz. Automatisierte Lager währen in der Logistikbranche ohne fahrerlose Transportsysteme undenkbar. Doch auch die Intralogistik profitiert vom effizienteren Materialfluss, der dank FTF und ihrer intelligenten Steuerung möglich ist. Aber auch in der Montage und sogar in Krankenhäusern bieten FTS innovative und neuartige Lösungen für altbekannte und für neue Herausforderungen.

FTS-Fahrzeuge in der Logistikbranche

In der Logistikbranche sind FTF heute unverzichtbar, um automatisierte Lager zu betreiben. Speziell für dieses Einsatzgebiet existiert eine große Bandbreite an FTS-Fahrzeugen, die die Aufgaben klassischer Transportfahrzeuge und Hubwagen übernehmen können. Intelligente Softwarelösungen können ganze Flotten dieser fahrerlosen Transportsysteme steuern. Dadurch lassen sich auch große Logistikzentren mit tausenden von Artikeln bzw. Transportgütern mit einem minimalen Personalaufwand betreiben.

Intralogistik

Neben der Verwendung bei Logistikunternehmen kommen FTS-Fahrzeuge auch in der Intralogistik des produzierenden Gewerbes und sogar bei Versandhändlern zum Einsatz. Auch dort sorgen sie in Verbindung mit intelligenter Software für einen reibungslosen Materialfluss von den Lagern zur Produktion o. ä. Doch auch der Weitertransport des eigentlichen Erzeugnisses von einem Arbeitsplatz zum nächsten kann mit FTF erfolgen. Die Bandbreite der in diesem Bereich eingesetzten FTS-Fahrzeuge reicht von Modellen zum Transport von Kleinteilen bis zu solchen, die ganze Autos oder Flugzeugteile fortbewegen können.

Montagelinien mit FTS-Fahrzeugen

Klassische Montagelinien oder Fertigungsstraßen verlassen sich zum Transport der Erzeugnisse meist auf ortsfest verbaute Fördermittel und -anlagen. Diese Technik ist zwar schon lange am Markt etabliert und bewährt, jedoch hat sie einen entscheidenden Nachteil: ihren Mangel an Flexibilität. Wenn die Produktionsabläufe verändert werden, einzelne Montagestationen hinzukommen oder wegfallen, sind umfangreiche Umbaumaßnahmen fast unvermeidbar. Fahrerlose Transportsysteme bieten hier eine zukunftsfähige Alternative, indem sie nicht auf herkömmliche Fördertechnik setzen, sondern die Erzeugnisse mittels FTS-Fahrzeugen von einer Montagestation zur nächsten transportieren. Dadurch bleiben die Montagestraßen skalierbar und können mit viel geringerem Aufwand an neue Erfordernisse angepasst werden.

Wertvolle Hilfe in Kliniken

Ein weniger bekanntes, aber schon lang etabliertes, Einsatzfeld moderner FTS-Fahrzeuge sind Krankenhäuser bzw. Kliniken. Diese Einrichtungen zeichnen sich häufig dadurch aus, dass die ursprünglichen Gebäude im Laufe des Bestehens um zahlreiche An- und Erweiterungsbauten ergänzt wurden. Dadurch ergeben sich naturgemäß lange Laufwege. FTS-Fahrzeuge können darum einen wertvollen Beitrag zur Entlastung des Personals leisten, indem sie den Transport von Material, Proben und Unterlagen übernehmen. Dies geschieht oft vor den Augen der Patienten und Besucher verborgen in ohnehin häufig anzutreffenden unterirdischen Verbindungsgängen zwischen den verschiedenen Gebäuden.

FTS-Fahrzeuge und ihre Rolle für die Industrie 4.0

Im Kontext der Industrie 4.0 – der sogenannten 4. Industriellen Revolution – ist immer wieder von FTF die Rede. In der Tat spielen fahrerlose Transportsysteme hier eine wichtige Rolle. Im Zuge der Digitalisierung und dem immer stärkeren Aufkommen KI-basierter Produktionsprozesse können FTF automatisch und in Echtzeit mit Maschinen- und Anlagendaten versorgt werden, wodurch eine noch flexiblere Integration in vernetzte Prozesse möglich ist. Daneben ist auch ein höherer Grad an Interaktion zwischen Mensch und Maschine möglich.

Mensch-Maschine-Interface (MMI)

Ein Beispiel für die Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine aus unserem Haus ist das FTS-Fahrzeug FiFi®, welches zum Einsatz in der innerbetrieblichen Logistik gedacht ist. Dank seines Mensch-Maschine-Interface (MMI) kann es direkt mit einem Menschen zusammenarbeiten und diesen wirksam bei der Erfüllung seiner Aufträge unterstützen. Die Steuerung erfolgt dabei über Gesten. Bei FiFi® sind sowohl einfache Plug&Play-Lösungen (also ohne aufwendige Programmierung) als auch komplexe Taxiverbindungen umsetzbar. Zu letzterem bedarf es allerdings des Einsatzes einer Leitsteuerung.

Leitsteuerung: Verkehrsregeln für FTS-Fahrzeuge

Leitsteuerung unverzichtbar. Diese managt die einzelnen Transportaufträge anhand verschiedener Faktoren. Dazu gehört natürlich die Dringlichkeit des Auftrags, aber auch das Energielevel jedes fahrerlosen Transportfahrzeugs und die zuvor festgelegten Verkehrsregeln. Auf diese Art trägt eine gut ausgeklügelte Leitsteuerung entscheidend zum reibungslosen Ablauf der Produktion bei. Der Fahrweg wird dem einzelnen Fahrzeug jedoch nicht von der Leitsteuerung vorgegeben.

Navigation für FTS-Fahrzeuge

Den Fahrweg, den ein FTS-Fahrzeug einhalten muss, wird nicht über die Leitsteuerung bestimmt, sondern von jedem Fahrzeug selbst erkannt. Dies geschieht mithilfe einer Leitlinie im Boden. Dabei kann es sich um einen Draht, ein Magnetband oder um eine farbige Linie handeln. Über diese Leitlinien können den Fahrzeugen auch ortsgebunden spezifische Befehle erteilt werden, etwa an einer bestimmten Stelle anzuhalten und seinen Werkstückträger anzuheben oder abzusenken. Ein FTS-Fahrzeug kann nicht von seiner Leitlinie abweichen, anders ausgedrückt: Es ist spurgebunden.

FTS-Fahrzeug oder Autonomous Mobile Robot: Worin liegt der Unterschied?

In der Spurgebundenheit liegt ein wesentlicher Unterschied zwischen den Fahrerlosen Transportsystemen (FTS) und den Autonomous Mobile Robots (AMR). Letztere haben zwar auch vorgegebene Fahrtwege, jedoch ohne physische Leitlinien. Stattdessen orientieren sie sich mittels Koppelnavigation oder Triangulation. Dadurch sind diese Systeme nicht nur flexibler einsetz- und anpassbar, sondern können auch Hindernissen selbstständig ausweichen. Doch was macht ein fahrerloses Transportsystem, wenn es auf ein Hindernis trifft?

Sie wollen mehr zu diesem Thema erfahren? Weitere Informationen finden Sie in unserem Artikel zu AGV vs. AMR.

Wie sicher sind FTS-Fahrzeuge?

Jedes FTS-Fahrzeug ist mit einer Anzahl an Lasersensoren ausgestattet, mit denen es seinen Fahrtweg permanent überwacht. Sollte es auf seinem Weg ein Hindernis erkennen, hält das fahrerlose Transportfahrzeug automatisch an, um einen Zusammenstoß zu vermeiden. Erst wenn das Hindernis beseitigt wurde, wird die Fahrt fortgesetzt. FTF verfügen also über ein hohes Sicherheitsniveau, auch weil bei fahrerlosen Systemen eine der Hauptursachen für betriebsinterne Unfälle ausscheidet: menschliches Versagen. Ein FTS-Fahrzeug überwacht seine Umgebung immer mit der gleichen Aufmerksamkeit, ohne sich ablenken zu lassen oder zu ermüden.

Akku, Induktion, Diesel: So kommen FTS-Fahrzeuge an Energie

Ermüden können fahrerlose Transportfahrzeuge zwar nicht, doch kann ihnen selbstverständlich die Energie ausgehen. Die meisten FTS-Fahrzeuge beziehen die für ihre Systeme und den Antrieb notwendige Energie aus Akkumulatoren. Der Nachteil dieser Energieversorgung liegt auf der Hand: Akkus müssen geladen werden und während dieser Zeit steht das betreffende FTS-Fahrzeug nicht zur Verfügung. Mit modernen Schnellladesystemen lassen sich die Ausfallzeiten aber merklich verkürzen, sodass die innerbetrieblichen Prozesse ohne eine große Flotte von Reservefahrzeugen gut aufrechterhalten werden können.

Induktionsspulen als Energiequelle

Ladezeiten entfallen bei solchen Fahrzeugen, die ihren Strom über eine Induktionsspule direkt von einem Leiterpaar in ihrem Fahrweg beziehen. Dazu ist jedoch ein ununterbrochener enger Kontakt zwischen FTF und Leiter notwendig – also ein absolut exaktes Einhalten der Fahrwege. Dies kann insbesondere in Kurven oder bei Spurwechseln problematisch werden, weshalb solche Fahrzeuge oft über zusätzliche Kondensatoren verfügen, um wenigstens kurzzeitig autonom von der externen Stromversorgung agieren zu können.

FTS-Fahrzeuge mit Dieselantrieb

Nur der Vollständigkeit halber soll hier noch erwähnt werden, dass es auch FTS-Fahrzeuge mit konventionellem Dieselantrieb gibt. Deren Betrieb ist in geschlossenen Räumen selbstverständlich problematisch. Außerdem kommen auch diese Fahrzeuge nicht ohne eine Stromquelle aus, da der Dieselmotor nur die Energie für den Antrieb liefern kann, nicht aber für den Betrieb weiterer Systeme oder der Sensoren.

Wie sieht die Zukunft der FTS-Fahrzeuge aus?

Die Automatisierung und Digitalisierung schreitet sowohl in der Logistik als auch im produzierenden Gewerbe immer weiter voran. Im Zuge dieser Prozesse wird es immer wichtiger, dass Produktionsmittel flexibel in die neu entstehenden Systeme integriert werden können. Moderne FTS-Fahrzeuge sind über individuell wählbare Schnittstellen voll in digitale Systeme integrierbar und können über intelligente Softwarelösungen so gesteuert werden, dass Arbeitsabläufe merklich effizienter gestaltet werden können. Dabei sind sie sowohl in der Hardware als in der Software individuell an die Bedürfnisse der Nutzer anpassbar.


Sie haben Fragen an uns?

Wir beraten Sie gerne zu den Möglichkeiten der Voll- oder Teilautomatisierung Ihrer Produktionsprozesse.

T +49 7267 9127-0

Zurück